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Julius Løytved
Peter Julius Löytved 1836 - 1911
Peter Julius Löytved erblickte am 8. Dezember 1836 in Roskilde das Licht der Welt, nachdem seine Eltern im Jahr zuvor vom etwa 30 km entfernten Kopenhagen in diese kleine dänische Stadt gezogen waren und sich sein Vater dort als Klempnermeister niedergelassen hatte.
P. J. wuchs mit seinen vier jüngeren Geschwistern in der Schuhmacherstraße nahe des Domes auf. Auch wenn wir über seine schulische und berufliche Ausbildung keine Unterlagen besitzen, ist es doch sehr wahrscheinlich, daß er nach dem Schulabschluß eine Lehre im Bauhandwerk absolvierte.
Als etwa 24-Jähriger ging er nach Beirut, weil er, wie in der Familie erzählt wird, in Dänemark keine Arbeit fand. Im Vorderen Orient war er als Baumeister und Verwalter der britisch-syrischen Missionsschulen tätig, später auch als Bauunternehmer. Vermutlich wurden diese Schulen, die sowohl in Beirut als auch in einigen umliegenden Orten von der Britisch-Syrischen Mission für Jungen und Mädchen eingerichtet wurden, unter seiner Leitung gebaut.
Gesichert ist jedenfalls, daß er das Musterhaus für die Deutsche Kolonie in Haifa entwarf und Jahre später im Auftrag der Evangelischen Gemeinde zu Beirut den Bau des Glockenturmes leitete, der neben dem Andachtsraum des Waisenhauses, das die Kaiserswerther Diakonissen gegründet hatten, errichtet wurde.
Als die Familien Hardegg und Hofmann auf der Reise vom Kirschenhardthof ins Heilige Land Ende Oktober 1868 in Beirut 14 Tage lang Station machten, weil sie sich wohl mit dem ihnen gewogenen deutschen Konsul Weber beraten wollten, begegneten sie vermutlich auch P. J. Löytved.
Einige Wochen später reiste er nach Haifa, beriet die Templer bei ihren Bauvorhaben am Fuße des Karmel und lernte während des Aufenthaltes auch die Töchter des Mitbegründers des Deutschen Tempels Georg David Hardegg und seiner Frau Sabine besser kennen.
Ein Jahr später heiratete der damals 33 Jahre alte P. J. die 25-jährige Sophie Hardegg in Beirut. Sie wohnten im Quartier Zeitouné unweit des Hafens und der Altstadt. Die drückend heißen Sommermonate verbrachte die Familie des öfteren an den Hängen des Libanongebirges im etwa 15 km entfernten und 850 m hoch gelegenen Ort Aleih.
P. J. und Sophie hatten sieben Kinder, zwei starben im Kleinkindalter.
Im Hause Löytved wurden verschiedene Sprachen gesprochen, die Muttersprache des Vaters war Dänisch, die der Mutter Deutsch, mit dem Hauspersonal sprachen sie Arabisch. Englisch wird er mit den Vertretern der Britisch-Syrischen Mission gesprochen haben, die Korrespondenz mit dem dänischen Außenministerium erfolgte auf Französisch.
Die Kinder erhielten anfangs Privatunterricht in Beirut. Auf Wunsch der Mutter besuchten Mentor, Ernst, Julius und Alexander anschließend das Johanneum zu Gütersloh in Westfalen, die Tochter Thyra ein Mädchenpensionat in Neuchâtel in der Schweiz. Die Ferien verbrachten sie bei Verwandten in Dänemark oder Deutschland, hin und wieder wurden sie von Vater oder Mutter besucht.
Der offenbar erfolgreiche Geschäftsmann P. J. wurde 1875 zum dänischen Vizekonsul, elf Jahre später zum Konsul ernannt. Von 1886 bis 1898 vertrat er als Vizekonsul auch die Interessen Norwegens und Schwedens in Syrien.
Mitte der siebziger Jahre widmete P. J. dem Sultan Abdul Hamid II in Konstantinopel einen Stadtplan von Beirut, den vermutlich nach seinen Anweisungen der Ingenieur A. Stuckly angefertigt hatte.
Er gründete ein Handelshaus wohl nicht nur für Baustoffe, sondern auch für Antiquitäten, hatte Kontakte zu Museen in Kopenhagen, Paris und Berlin, korrespondierte mit Archäologen oder unternahm gelegentlich mit ihnen Ausflüge zu interessanten Kunstdenkmälern wie zum Beispiel zu den Inschriften Nebukadnezars II. am Nordufer des Nahr el-Kelb (Hundsfluß).
Zahlreiche Gegenstände aus Gold oder Glas, Münzen, kleine Bronzestatuen aus der Zeit um 1800 vor Chr., Lampen und circa 50 Einzelstücke hauptsächlich aus der Islamischen Periode verkaufte er ans Nationalmuseum in Kopenhagen. Im Aufträge seines Freundes, des Kunstmäzens und Bierbrauers Carl Jacobsen erwarb er Büsten aus Palmyra, die in der Glyptothek Ny Carlsberg ausgestellt sind und heutzutage die weltweit größte Sammlung dieser besonderen Kunstwerke darstellten. Sein Interesse galt aber nicht nur der Archäologie, sondern auch der Tier- und Pflanzenwelt Syriens. Kistenweise sandte präparierte Pflanzen und Tiere ans Zoologische Museum in die dänische Hauptstadt.
Für seine diplomatischen Verdienste wurde er mit dem Danebrog-Orden Dänemarks und dem Nordsternorden Schwedens, für sein kulturelles Engagement mit den Palmenblättern der französischen Akademie und dem Medschidié-Orden der Türkei dekoriert.
P. J. war passionierter Jäger und soll, so wird in der Familie erzählt, einmal auf der Jagd eine Bärin geschossen und anschließend bemerkt haben, daß sie zwei Junge hatte. Diese nahm er mit und zog sie daheim auf. Als sie zu gefährlich wurden, schenkte er sie dem Kopenhagener Zoo. Meine Nachfrage beim Zoodirektor ergab, daß in dem Verzeichnis von 1872/73 als Geschenk von Konsul Löytved aus Beirut zwei gestreifte Hyänen, aber keine Bären vermerkt sind.
Der Lebensweg von P. J. war reich an Höhepunkten, doch die letzten Jahre des vorigen Jahrhunderts wurden durch unerfreuliche Auseinandersetzungen mit dem dänischen Außenministerium geprägt, so daß schließlich 1898 seine Demission trotz seiner Bittschrift an seine Majestät Christian IX., König von Dänemark erfolgte.
In den letzten Lebensjahren war er durch einen Schlaganfall halbseitig gelähmt an einen Rollstuhl und später ans Bett gefesselt. Nach jahrelangem Leiden starb P. J. im 75. Lebensjahr am 22. Februar 1911 in Beirut und wurde auf dem evangelischen Friedhof, der an der Straße nach Damaskus liegt, neben den Gräbern seiner frühverstorbenen Kindern Julius Fürchtegott und Dagmar Sophie und seines jüngsten Bruders Jens Peder, beigesetzt.
Sophie zog zu ihrem Sohn dem deutschen Konsul Dr. jur. Julius H. Löytved-Hardegg und dessen Familie nach Haifa. Sie starb am 10.05.1921 und liegt auf dem Friedhof der württembergischen Templer begraben.
Zusammenfassung von G. Loytved, Waldmannshofen 99, D-97993 Creglingen,
Facts
Peter Julius Løytved
1836-1911
Denmark
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