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Carl Jacobsens Brevarkiv

1889-02-01

Afsender

Wolfgang Helbig

Modtager

Carl Jacobsen

Transskription

Rom Villa Lante sul Gianicolo 1/2 89

Verehrtester Herr und Freund
Beifolgend schicke ich Ihnen die Photographie eines beim Castro pretorio gefundenen Reliefs, welches unserem Freunde Innocenti gehört. Die grösste Länge beträgt 1,65 Meter, die Höhe 1 M. Die an der rechten Seite sichtbare Krümmung beweist, dass dieses Relief in der Archivolte eines Thores oder Bogens angebracht war. Die Ausführung ist decorativ aber wirkungsvoll; an den Flügeln haben sich Spuren einer blauen Bemalung erhalten. Da das zum Schmucke öffentlicher Bauten der Kaiserzeit dienende Relief in der Glyptothek noch nicht vertreten ist, so wäre die Erwerbung dieses Exemplares höchst wünschenswerth. Doch muss ich Ihnen, damit wir das Relief zu einem erträglichen Preise erhalten, noch einige Mittheilungen und einen Vorschlag machen. Barracco wusste von der Entdeckung des Reliefs und beauftragte Innocenti dasselbe von dem Maurer, der es gefunden, um 600 Lire zu erwerben; denn Barracco als Senator muss gegenüber derartigen Erwerbungen aus erster Hand zurückhaltend sein. Als vor wenigen Tagen B. die 600 Lire Innocenti überbrachte und das Relief abholen lassen wollte, erklärte I., er habe B. missverstanden und könne das Relief nur für 6000 Lire (!) abgeben. B. erzählte mir wüthend die Geschichte und erklärte, er wolle mit I. nie wieder etwas zu thun haben. Hiermit ist uns freie Bahn geöffnet.
Ich glaube, man kann für das Relief gegen 2500 Francs zahlen.
Innocenti habe ich gesagt, dass ich Ihnen die Photographie zuschicken und Ihnen die Bestimmung des Preises überlassen würde. Mein Vorschlag geht nun dahin, dass Sie direkt an Signor Saturnino Innocenti Antiquario Via Babuina 81 schreiben und ihm für das Relief 1000 Lire bieten selbstverständlich ohne dabei meiner die Vorgeschichte des Reliefs betreffenden Mittheilungen zu gedenken. Wenn Sie, der Sie in dem Rufe stehen die höchsten Preise zu zahlen, ein so niedriges Angebot machen, so wird dies heilsam wie eine kalte Dusche wirken und ich glaube, dass ich unmittelbar darauf das Relief um 1500 Lire für Sie erwerben kann. Doch bitte ich Sie, dass Sie mich den Tag vorher, ehe Sie an I.
schreiben, benachrichtigen, ob Sie meinen Vorschlag annehmen oder modifizieren.
Ein in Orvieto (Volsinii) ansässiger Ingenieur schreibt mir, dass er geneigt sei die in seinem Besitze befindlichen etruskischen Denkmäler en bloc oder auch en detail zu verkaufen. Die Plastik im höheren Sinne des Wortes ist in seiner Sammlung schlecht vertreten. Wohl aber befinden sich darin manche schöne und interessante Exemplare ornamentaler Sculptur, die in einem Museum als decorative Eüllstücke gute Dienste leisten würden: Grabcippen, Krönungen von Sepulcralstelen, Akroterien u.s.w. Eür 800 Lire liesse sich gewiss eine hübsche Auswahl derartiger Gegenstände zusammenstellen.
Doch müssten Sie mir hinsichtlich dieser Auswahl plein pouvoir gewähren, da die darauf bezüglichen Verhandlungen nur mündlich und angesichts der Denkmäler gepflogen werden können.
Endlich muss ich noch eine Anfrage über das die Glyptothek betreffende Gutachten an Sie richten. Wird dieses Gutachten einfach dem Archiv des Stadtrathes einverleibt oder liegt die Möglichkeit vor, dass es in irgendwelcher Zeitung abgedruckt wird? In dem letzteren Falle müsste ich mich über gewisse Provenienzen vorsichtig ausdrücken, um Niemanden zu compromittieren.

Mit herzlichen Grüssen

Ihr
ergebener
Helbig

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